Chinesische Revolution von 1911

Chinesische Revolution von 1911
Chinesische Revolution von 1911
 
Die Revolution war seit ältester Zeit in China ein legitimes Mittel, sich eines unfähigen oder unwürdigen Herrschers zu entledigen, dem »der Himmel« den Auftrag zu regieren entzogen hatte. Alle Dynastiewechsel erfolgten durch Aufstände oder ausgedehnte Umstürze. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spitzten sich die Probleme des unter der Fremdherrschaft der Mandschus stehenden Landes zu. Wiedergewinnung der vollen Souveränität und Modernisierung waren die beiden drängendsten Probleme. Eine Bewegung, die sich die allmähliche Reform unter Beibehaltung der Dynastie zum Ziel gesetzt hatte, scheiterte 1898.
 
Als Folge wuchs die Zahl der Nationalisten, die eine Revolution gegen die als fremd empfundene Mandschu- oder Qing-Dynastie propagierten. Sun Yat-sen, der im Ausland mit westlichen Ideen des Nationalismus, der Demokratie und des Sozialismus Berührung gehabt hatte, war mit der revolutionären Bewegung eng verbunden. Schon 1895 versuchte er, mithilfe traditioneller Geheimgesellschaften einen Aufstand in Kanton zu organisieren. Sein Scheitern zwang ihn zur Flucht nach Japan. Zur wichtigsten Kraft der revolutio nären Bewegung wurden am Beginn des 20. Jahrhunderts die Intellektuellen und die Studenten, namentlich diejenigen, die im Ausland, vor allem in Japan, studierten. Hier lernten sie durch japanische Vermittlung moderne westliche Gedanken kennen. Während des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts war Tokio das Zentrum der chinesischen Revolutionäre.
 
Das Bündnis Sun Yat-sens mit den radikalen Studenten war entscheidend für die Entwicklung der chinesischen Revolutionsbewegung, die sich 1905 im Chinesischen Revolutionsbund organisierte. Das Programm des Bundes kam in Sun Yat-sens Losung zum Ausdruck: »Vertreibt die Mandschus, restauriert die Herrschaft der Chinesen, errichtet die Republik, gleicht die Grundbesitzrechte aus!« Zwischen 1906 und 1911 organisierte der Revolutionsbund eine Reihe erfolgloser Aufstände, meistens im Süden des Landes.
 
Zur Verschärfung der Spannungen trug die Taktik der Dynastie bei, die Einführung einer Verfassung zu verzögern. Hinzu kamen Unruhen wegen Hungers und zu hoher Steuern. Das revolutionäre Potenzial wuchs. Die von der Dynastie geschaffene Neue Armee stellte sich auf die Seite der Aufständischen. Als ein Aufstand in Wuchang, dem heutigen Wuhan, im Herbst 1911 erfolgreich verlief, erklärten einzelne Provinzen ihre Unabhängigkeit. Ende 1911 fand in Nanking die Wahl von Yuan Shikai zum ersten provisorischen Präsidenten der Republik statt. Am 12. Februar 1912 zwang dieser die Dynastie abzudanken. Damit hatte die mehr als 2000-jährige Ära der absolutistischen Monarchie in China ihr Ende gefunden.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Chinesische Revolution — Die Sun Yat Sen Statue in Wuhan soll an den Aufstand von Wuchang erinnern. Hinter der Statue befand sich der nach dem Aufstand eingerichtete Sitz der Übergangsregierung der Republik China. Heute dient das Gebäude als historisches Museum. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • chinesische Musik —   [ç ]. Als früheste Zeugnisse gelten tönerne Rasseln und Glocken aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. Über musikalischen Erfindungen aus mythischer, vordynastischer Zeit berichten Konfuzius (* 551, ✝ 479) und Lü Buwei (Lü Pu wei, 3. Jahrhundert v. Chr …   Universal-Lexikon

  • Chinesische Revolutionäre Liga — Tongmenghui (chin. 同盟會 / 同盟会, Tóngménghùi, W. G. T ung meng Hui „Gesellschaft der (revolutionären) Allianz“) ist eine von Sun Yatsen 1905 in Tokio gegründete Gesellschaft. Sie ist ein Zusammenschluss aus mehreren kleinen revolutionären… …   Deutsch Wikipedia

  • Chinesische Republik — 中華民國 Zhōnghuá Mínguó Republik China …   Deutsch Wikipedia

  • Revolution — Der Begriff Revolution wurde im 15. Jahrhundert aus dem spätlateinischen revolutio („das Zurückwälzen, die Umdrehung“) entlehnt und zunächst als Fachwort in der Astronomie für den Umlauf der Himmelskörper verwendet. Später wurde das Wort auch… …   Deutsch Wikipedia

  • chinesische Literatur —   [ç ]. Die seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. bestehende chinesische Literatur ist durch die ideographische Schrift (chinesische Sprache und Schrift) vorgeprägt, die ihre schon durch die geographische Lage gegebene Isolation gegenüber anderen… …   Universal-Lexikon

  • Roman von Ungern-Sternberg — Baron Nikolai Roman Maximilian von Ungern Sternberg (russisch Барон Роман Николай Максимилиан Унгерн фон Штернберг, wiss. Transliteration Baron Roman Nikolaj Maksimilian Ungern fon Šternberg; auch Roman Fjodorowitsch Ungern …   Deutsch Wikipedia

  • Chinesische Kunst — Landschaftstuschbild von Dǒng Qíchāng (1555–1636) Pagode des Fogong Tempe …   Deutsch Wikipedia

  • Chinesische Dialekte — Die chinesischen oder sinitischen Sprachen bilden einen der beiden Primärzweige der sinotibetischen Sprachfamilie, der andere Primärzweig sind die tibetobirmanischen Sprachen. Chinesische Sprachen werden heute von ca. 1,2 Milliarden Menschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Chinesische Sprache — Die chinesischen oder sinitischen Sprachen bilden einen der beiden Primärzweige der sinotibetischen Sprachfamilie, der andere Primärzweig sind die tibetobirmanischen Sprachen. Chinesische Sprachen werden heute von ca. 1,2 Milliarden Menschen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”